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Abgeschickt von manuel am 25 Maerz, 2006 um 00:16:35

Querulanz ist weder eine Geisteskrankheit noch ein die Geschäfts-, Prozeß- oder Zurechnungsfähigkeit berührender Zustand, sondern die hartnäckige Kritik und furchtloser Widerspruch gegen irgendwelche Zu- oder Mißstände, meistens besonders intelligenter und sensibler Menschen, gewiß oft überzogen und eskalierend bis zum Exzeß. "Querulant" war z.B. Michael Kohlhaas, "Querulanten" waren aber auch Luther, Voltaire, Galilei und Giordano Bruno, Fritz Reuter, Heinrich Mann. "Querulanten" sind Martin Niemöller, Sacharow und Solchenizyn. Wenn es keine Querulanten gäbe, wäre die Welt ärmer. Das weiß auch unser Staat, der Querulantentum allgemein gewähren läßt, vor allem aber die vielen kleinen, Behörden und Justiz arg belästigenden Querulanten. Nur wenn gegen den Staat selber geklagt wird, wenn seine eigenen Entscheidungen, seine eigene Praxis überprüft werden sollen, dann ist seine Liberalität, sein Rechtsstaatsverständnis zu Ende, dann entpuppt er sich plötzlich als legitimer Nachfolger jenes preußischen Staates, in dem Querulantentum unter Strafe stand (Preußische Gerichtsordnung von 1795)."

Nervensägen
Querulanten in Deutschland
Ein Mann im Supermarkt im Kampf gegen die Musikbeschallung: "Machen Sie diese Dudelei aus!", verlangt er vom Marktleiter. Doch der antwortet, seine Kunden wollten es so. Das mag Harald Fiedler, Musiklehrer im Ruhestand, nicht glauben und hat einen Verein gegen Musikberieselung in Hotels und Supermärkten, in Toiletten, Flugzeugen und Restaurants gegründet: "Pipedown" nennt sich der Verein. Und der kann Prominente wie Helmut Schmidt und Justus Frantz zu den Mitstreitern zählen.

Sendetermin
Di, 28.03.06, 20:15 Uhr Phönix

Harald Fiedler, einer der sich wehrt, ein Querkopf - ein Querulant. Und von dieser Sorte gibt es viele in Deutschland. Leute, die womöglich einmal echtes Unrecht erfahren haben und die nun mit fast unerschöpflicher Energie Beamte und Gerichte beschäftigen. Meist steht der Aufwand in keinem Verhältnis zum Anlass. Aber was bedeutet das schon, wenn es ums Prinzip geht?

Die Autoren Tilo Knops und Kirsten Waschkau unternehmen eine Expedition durch Deutschland, eine Spurensuche in Sachen Querulantentum. Was macht einen Menschen, der sich nicht alles gefallen lässt, zum Querulanten? Im Grenzgebiet zwischen Wahn und Wirklichkeit treffen Knops und Waschkau Nervensägen und Prinzipienreiter, Querköpfe und Querulanten.

Und gegen diese wappnen sich Firmen und Behörden mittlerweile mit professioneller Hilfe. In ihrem Auftrag führen Psychologen Schulungen für Mitarbeiter durch - um möglichst effektiv den aufmüpfigen Bürgern zu begegnen.

Doch was ist, wenn jemand wirklich Recht hat? Wie vielleicht die wackeren (meist älteren) Herren im Kampf gegen die Schornsteinfeger, Streitfälle die wohl nur unter deutschen Dächern entbrennen können. Der Film zeigt eine Zwangskehrung, die von den Schornsteinfegern unter Polizeischutz durchgeführt wird. Während sich die Schornsteinfegergegner an jedem ersten Wochenende im Monat treffen wie ein braver Kaninchenzüchterverband, drehen einzelne Mitglieder durch. Es stellt sich die Frage: Was ist eigentlich, wenn der vermeintliche Querulant schlicht Anerkennung verdient?

Der Film präsentiert unterhaltsam, aber nicht unernst eine Typologie des Querulanten in Deutschland, dem Land des Michael Kohlhaas. Geltungssüchtige Psychopathen und unbelehrbare Rechthaber sind darunter. Aber auch Leute, die bei allem Starrsinn auf breite Sympathie stoßen, oder unerschrockene Kämpfer gegen den Amtsschimmel in den Behörden. Vielleicht sind solche Nervensägen ja einfach Helden des Alltags, die eine demokratische Gesellschaft sehr wohl braucht.




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