Abgeschickt von manuel am 23 Februar, 2006 um 13:21:30
Antwort auf: Re: Noch ein Gedanklicher Text dazu Vogelgrippe Die Wahrheit nur in den Köpfen unserer Geldmacher sinnlose Vernichtung von Tieren von manuel am 17 Februar, 2006 um 12:20:57:
Menschen kaufen sich Grippemittel und Staubmasken, flüchten vor Tauben: Kürzlich musste die Polizei einen Hausbewohner vor einer Taube retten. Es ist die Sternstunde der Infektionsexperten, aber auch der Gesundheitspolitiker von EU und Weltgesundheitsorganisation WHO - und natürlich vom Schweizer Konzern Roche, der allein mit dem Verkauf des Virenmedikaments Tamiflu im ersten Halbjahr 2005 schon über 370 Millionen Euro Umsatz einspielte, ohne dass das Mittel vermutlich auch nur einmal gegen die Vogelgrippe eingesetzt worden wäre. Die trat nämlich nur bei Geflügelhaltern mit schlechten hygienischen Bedingungen auf.
Eigentlich müsste jeder Wissenschaftler auf Anfragen antworten, dass das Vogelgrippe-Virus für die Menschheit nicht harmloser oder gefährlicher sei als unzählige andere Viren, die seit Jahrhunderten von Tieren auf Menschen übertragen werden, von Gelbfieber bis Tollwut, von Gengue bis Geflügelpest ( zu der auch die Vogelgrippe zählt). Doch die Versuchung ist groß, sich und sein Budget im Rampenlicht etwas zu erhöhen und zu spekulieren. Da spricht man schon mal von weltweiten Seuchen, Todesopfern, Impfungen und auch der jährlichen Influenza-Grippewelle, die mit der Vogelgrippe nicht das geringste zu tun hat. Auch die spanische Grippe 1918 wird erwähnt, die mit 40 Millionen mehr Todesopfer forderte als der gleichzeitig stattfindende erste Weltkrieg. Meist wird jedoch verschwiegen, dass wir mit den schlimmsten Pandemien der Menschheitsgeschichte bereits leben: HIV, Tuberkulose, und Malaria. Jedes Jahr sterben daran über sechs Millionen Menschen.
Einen vernünftigen Grund, vor einer Vogelgrippe-Pandemie zu warnen gibt es bislang jedoch nicht: Jeder Virus kann von einer Tierkrankheit zum globalen Koller mutieren, aber die Wahrscheinlichkeit ist beim H5N1-Virus nicht größer als bei anderen Tierkrankheiten auch, zumal einiges gegen die Vogelgrippe-Gefahr spricht:
° Die Zugvögel ziehen im Winter von Deutschland in die betroffenen asiatischen Gebiete und nicht umgekehrt. Sie kehren erst im Frühjahr zurück. Dann würden sie mit einer Vogelgrippe diese Strecke allerdings nicht überstehen. Unser Geflügel ist gefährdet - jedoch vielmehr durch verunreinigtes Futter und illegale Vogelimporte.
° Weltweit haben sich über 100 Millionen Hühner, Enten und Gänse mit dem H5N1-Virus infiziert, jedoch nur etwa 120 Menschen (davon ist die Hälfte verstorben). Das bedeutet, dass das Virus nur extrem schwer und selten übertragen wird.
° Die Vogelgrippe wurde bislang noch nie von Mensch zu Mensch übertragen, und es gibt auch keinen Grund, dies für sehr wahrscheinlich zu halten.
° Das H5N1-Virus wurde bereits 1961 in Seeschwalben gefunden und hat schon 1997/1998 und 2002/2003 zu Infektionen bei Geflügelhaltern in Asien geführt.
° Fleisch und Eier infizierter Tiere sind bislang frei vin Viren. Nach einem Erhitzen besteht keine Gefahr mehr.
Im Internet werden indes fleißig Virenmedikamente, Atemmasken, Stallnetze für Vögel, aber auch Aloe-Vera-Preperate, Virenzapper und Eigenbluttherapie gegen Vogelgrippe verkauft. Nachdem "Ebay" - reichlich spät - Virenmedikamente aus dem Angebot genommen hat, nimmt man es dort humoristische: Neben Vogelgrippe-T-Shirts und Feuerzeugen, sind Gummihühner, Weihnachts-"Vogelgrippen" und "Plazebos" gegen Vogelgrippe" erhältlich.
Deutsche Behörden folgen der weltweiten Panik und Forschungseuphorie nicht und versichern, dass weder Reiserücktritte, noch Ernährungsumstellung, Meidung von Vögeln oder individuelle Vorsorgemaßnahmen notwendig seien. Leider schließen sich viele Medien dem nicht an, den Entwarnungen verkaufen sich nicht.
Virenforscher und Pharmahersteller erhalten durch die allgemeine Besorgnis milliardenschweren Auftrieb. Ab spätestens Frühjahr 2006 soll ein Vogelgrippen-Impfstoff für den Menschen weltweit verfügbar sein - und dies, obwohl es noch gar keine "Menschenvogelgrippe" gibt. Nur wenige fragen sich dabei, welche Gefahr eigentlich die Virenforscher selbst darstellen, jene Mediziner und Biologen, die in ihren Labors Viren gentechnisch herstellen können, Pockenviren am Leben erhalten und kürzlich das tödliche Grippenvirus von 1918 aus einer gefrorenen Eskimofrau vollständig rekonstruiert und die "Bauanleitung" veröffentlicht - rein zu Forschungszwecken, natürlich.
Die Spanne zwischen Virenforschung und Virenproduktion, zwischen Wissenschaft und Terror ist winzig klein geworden. Und was hindert daran, das Geflügelvirus im Labor zu einem Menschenvirus umzubauen -natürlich nur, um rechtzeitig einen Impfstoff zu entwickeln, Vorsorgemaßnahmen zu treffen und die Menschen zu schützen?
Für unser Geflügel ist die Vogelgrippe hingegen tatsächlich eine Katastrophe. Bei Infektionsverdacht wird der gesamte Bestand eines Betriebes geschlachtet. Hühner, Enten und Gänse dürfen nicht mehr ins Freiland und töten sich gegenseitig auf engstem Raum. Ein anderes Problem wird auch deutlich: Mit Tausenden zusammengepferchten Tieren sind Infektionen vorprogrammiert.
Ein Vorteil hat der ganze Wirrwarr. Etwas kratzt an unserer Illusion der Unverletzlichkeit und Planbarkeit. Vielleicht wird uns auch bewusst, wie sträflich schlecht wir unsere Tiere halten und füttern und welchen Preis wir für die ausufernde Mobilität von Menschen und Gütern zahlen könnten.